Warum so viele Agile Teams an einfachen Dingen scheitern

& 10 Tipps, wie Sie es besser machen

Jedes agile Team ist anders. Gerade das macht das Arbeiten mit agilen Teams so spannend, bringt aber viele Herausforderungen mit sich!

Eine große Herausforderung ist es, zu verstehen, was nur Eigenheiten eines Teams sind und welche Abweichungen vom Zielbild sich negativ auswirken. Dies ist nicht immer ganz einfach. Wir haben 10 grundsätzliche Regeln zusammengetragen, die Ihnen helfen festzustellen, wann Zeit zum Handeln ist und wann Sie Ihre Teams ruhig weiterlaufen lassen können.

1. SCRUM Rollen so leben wie gedacht

Viele agile Teams tun sich schwer, die SCRUM Rollen so zu leben wie eigentlich gedacht: SCRUM Master, die das Team nicht ausreichend herausfordern. Product Owner, die nicht ausreichend empowered sind um das Produkt wirklich zu „ownen“, also nicht genügend Einfluss und Durchsetzungsvermögen haben. Teams die Proaktivität aufgrund früherer Erfahrungen scheuen. Es gibt noch viele Beispiele mehr. Werfen Sie regelmäßig einen Blick darauf, wie die Realität in ihren Teams aussieht und scheuen Sie nicht davor zurück auch zum fünften Mal daran zu erinnern, was die SCRUM Rollen eigentlich ausmacht.

2. System nicht verkomplizieren

Die agilen Prinzipien wollen unnötige & überflüssige Arbeit minimieren. Halten Sie die Dinge einfach. Zusätzliche Komponenten oder Tools im System sind oft nur eine Möglichkeit Schwächen der Teams zu verschleiern, ohne sie zu lösen. Das hilft weder dem Produkt, dem Kunden, noch ihrem Unternehmen. Lieber doppelt hinschauen, wenn es darum geht herauszufinden, warum genau eine Veränderung des Systems gewünscht ist.

3. Geben Sie dem Team die Hoheit über Veränderung

Genau diese Veränderungen können aber unheimlich wertvoll sein und sehr gut zu den Eigenheiten ihres Teams passen. Das Team weiß meist selbst, was es braucht und was nicht. Veränderungen sollten also immer aus den Teams initiiert werden, da so die wirklich wichtigen Bedürfnisse zu Tage kommen.

4. Zeit nehmen für wirkliches Training

Wirklich zu verstehen, was der Mehrwert von agilem Arbeiten ist, braucht Zeit. Ein erstes Training, wie umfangreich es auch sein mag, sorgt ohne Vorwissen nur bei etwa 30% für den „Aha Moment“. Bei vielen kommt er in den Wochen danach, bei nicht wenigen braucht es aber z.B. ein weiteres Training nach ein paar Monaten. Durch die Praxiserfahrung sind manche Dinge erst dann richtig verständlich.

5. Kundenfokus halten – Customer Journey & Value Stream Maps

Den Wert einer Story zu beziffern ist oft schwierig und die Diskussion kann sehr abstrakt werden. Nehmen Sie sich die Zeit, die Customer Journey und Value Stream Maps aufzuschreiben. Auch ist es sehr empfehlenswert diese regelmäßig, z.B. quartalsweise, erneut zu betrachten und anzupassen. Als Belohnung erhalten Sie sehr gute Erkenntnisse darüber, wie Sie Mehrwert schaffen und wo Engpässe sind.

6. Zeit nehmen für Teamhygiene

Gerade im Arbeiten aus dem Homeoffice kommt der soziale Aspekt eines Teams oft zu kurz. Aber auch im gemeinsamen Office kommt das Bedürfnis nach sozialer Interaktion auf. Ein guter SCRUM Master hat ein Gespür dafür, wann er ein Meeting auch einfach mal laufen lassen sollte, wenn der Check-In nach dem Wochenende mehr Aufmerksamkeit braucht als das eigentliche Meeting. Auch wenn beim Kaffeeklatsch kein Mehrwert geschaffen wird, ist diese Zeit essentiell für ein funktionierendes Team.

7. Proaktivität und Selbstorganisation als schwierigen Lernprozess anerkennen

Von einem neuen agilen Team Proaktivität, Selbstorganisation und eigenständige Entscheidungen zu erwarten, ist sehr viel verlangt. All diese Dinge sind der Wunschzustand und Kernelement eines wirklichen high-performance Teams, aber der anstrengende Weg dorthin darf nicht vergessen werden. Hier Verständnis zu zeigen und trotzdem die Erwartungen transparent zu machen, ist wichtig. Ein regelmäßiger Austausch über den Fortschritt und wie es den Teammitgliedern damit geht ist unverzichtbar, um wirklich Proaktivität und Selbstorganisation zu fördern.

8. Ursachen statt Symptome bekämpfen

Fehler im System haben immer einen Grund. Bevor irgendwelche Maßnahmen getroffen werden, um diese Symptome zu bekämpfen, sollte man sich immer die Zeit nehmen, die Gründe wirklich zu verstehen. Das klingt sehr banal, wird in der Realität aber fast nie so gemacht. Mit der Folge, dass man sich jahrelang im Kreis dreht.

9. Mit dem Führungsteam an Problemen arbeiten

Oft können Probleme nur gelöst werden, wenn das Führungsteam integriert ist. Welche Muster finden sich im Führungsteam, die zu Problemen im agilen Team führen und welche Rolle spielt das Führungsteam im gesamten System? Hier können oft die Wurzeln vieler Symptome beseitigt werden.

10. Highlights auf positive Beispiele setzen

Positive Beispiele zu highlighten und zu teilen inspiriert mehr als Probleme und Fehler aufzuzeigen. Viele Dinge sind außerdem bereits gut (genug), auch wenn sie immer noch Verbesserungen vertragen könnten. Seien Sie stolz darauf und teilen Sie dies auch mit!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, in der Spur zu bleiben!

Beste Grüße,

Benjamin Ruppel