Warum ich einmal im Jahr in Klausur gehe

Reflektieren, Aufräumen, Ziele setzen. Mit diesen fünf Schritten gelingt die Jahreszielklausur – im Team oder ganz individuell.

Sich Zeit nehmen zum Reflektieren, Aufräumen und Ziele setzen fällt klassischerweise unter die Kategorie: „Sollte ich mal machen“ oder „Wir müssten mal wieder“. Eben eine typisch wichtige aber nicht dringende Aufgabe, die bei Nicht-Erledigung nicht sofort zu schlechteren Ergebnissen führt, aber sich mittelfristig stark in den Ergebnissen bemerkbar macht. Insbesondere durch die Corona Pandemie ist operatives geschäftig sein noch mehr in den Vordergrund gerückt. Die Zeit für strategische Arbeit kommt dabei zu kurz. 

So eine Jahreszielklausur ist für jeden relevant, ob als Privatperson, CEO oder ganzes Team. Sie bringt Fokus und Energie und die Möglichkeit intensiv aus Vergangenem zu lernen. Der schwierigste Schritt auf dem Weg zur Jahreszielklausur ist wahrscheinlich, sich die Zeit zu nehmen und einen gewissen Zeitraum freizuräumen. Im Privaten oder auch als Unternehmer nutze ich deshalb immer gerne den Zeitraum zwischen den Jahren.

1. Zeit schaffen, um in Klausur zu gehen

Nehmen Sie sich so viel Zeit für ihre Jahreszielklausur wie Sie brauchen. Oft ist ein Tag nicht ausreichend, manchmal auch 2 nicht. Was für Sie der richtige Zeitrahmen ist kommt mit der Erfahrung. Für den Anfang empfehle ich 2 Tage.

Um alte Gedankenmuster aufzubrechen hilft auch eine räumliche Veränderung. Ich bin zum Beispiel gerne zwei Tage alleine auf einer Berghütte.

Die Berghütte hilft auch gleich beim nächsten Punkt – Digital Detox. Handy, Laptop und Co. lasse ich während dieser Zeit ausgeschaltet. Gerade nach den 18 Monaten Pandemie, in der wir in gewisser Weise im digitalen Coworking gefangen waren, tut es gut, mal wieder Post-Its, Moderationskarten und echte Stifte in der Hand zu halten. Wenn Sie als Team zusammenkommen werden Sie auch spüren, wie die „Emotional Gap“ aus der digitalen Zusammenarbeit verschwindet.

Sorgen Sie bereits vor der Jahreszielklausur dafür, dass Ihr körperliches Wohl versorgt ist. Das heißt ausreichend Bewegung, gutes Essen und alles was es sonst für den Wohlfühlfaktor braucht.

2. Zeit nehmen, zurückzublicken

Schauen Sie bewusst auf das letzte Jahr zurück und stellen Sie sich wichtige Fragen. Oder vielleicht ist es ja Ihre erste Jahreszielklausur und Sie zeichnen eine Lebenslinie ihres bisherigen Lebens.

  • Was waren High-/Lowlights des vergangenen Jahres?
  • Wovon will ich im nächsten Jahr mehr/weniger haben?
  • Welche Ziele habe ich erreicht?
  • Welche Ziele habe ich nicht erreicht? Sind mir diese überhaupt noch wichtig?

Auch können Sie als Team oder alleine eine Retrospektive nach dem agilen Prinzip durchführen. Die meisten Frameworks funktionieren auch für längere Zeiträume.Am Ende sollten Sie das Gefühl haben, mit dem Jahr zufrieden abgeschlossen und wichtige Erkenntnisse mitgenommen zu haben, die Sie in Ihre Zielsetzung mitnehmen können.

3. Zeit nutzen, um aufzuräumen

Nein sagen! Von all den Ideen, Projekten und Zielen die sich über das Jahr angesammelt haben, können Sie sowieso nicht alle umsetzen. Jetzt ist die Zeit sich in Ruhe die Frage zu stellen: Welche Projekte sind mir wirklich wichtig und warum? Was ist über das Jahr versandet und ist das vielleicht auch eigentlich gut so? Alle die diese Tests nicht bestehen, aussortieren! Das fällt manchmal schwer, aber wirklich wichtige Dinge kommen von selbst wieder auf.

Wirklich erfolgreiche Projekte sind häufig die, die auch mit ausreichend Energie und Zeit versorgt werden. Um den Fokus über das Jahr zu halten und auch wirklich Ergebnisse zu erzielen, helfen Methoden wie das OKR-Framework.

4. Zeit, Ziele zu setzen

Ziele richtig setzen ist ein ganzes Buch wert. Dennoch hier ein paar grundlegende Leitplanken.

  • Wählen Sie den richtigen Zeitraum. In der Jahreszielklausur geht es vor allem um die mittelfristigen (0,5 – 2 Jahre) und langfristigen (3 – 7 Jahre) Ziele. In diesen können Sie Ihre Visionen und Identität festhalten und sich gleichzeitig Leitplanken und Meilensteine im Alltag setzen.
  • Teilen Sie Ihre Ziele auf. Private Ziele können sich nach Lebensbereichen sortieren, Unternehmerische Ziele können Geschäftsbereichen oder Rollen zugeordnet sein.
  • Welche Werte und Positionen wollen Sie vertreten? Welche Kompetenzen wollen Sie entwickeln und welche Nischen besetzen?
  • Gestalten Sie Ihre Ziele SMART. Ihre Ziele sollten Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert sein.
  • Sorgen Sie für Prioritätenklarheit. Wenn Sie sich zwischen 2 Zielen entscheiden müssen – welches wählen Sie? Begründen Sie diese Priorität, damit Sie auch in einem ¾ Jahr noch wissen was Sie sich dabei gedacht haben und entscheiden können, ob Sie diese so beibehalten möchten.

5. Zeit für Sparring und Beziehungspflege

Nehmen Sie sich die Zeit für Beziehungspflege. Ob als Team oder mit sich selbst, es ist nie leicht sich dem Reflektionsprozess zu stellen. Reibung wird immer aufkommen und mit sich selbst und dem Team am Ende im Reinen zu sein ist ein elementarer Bestandteil einer erfolgreichen Jahreszielklausur. Nimm dir auch die Zeit, dir bewusst zu machen, wo deine Stärken und Schwächen liegen. Je klarer du dir dies jetzt machst, desto leichter fällt es dir während des Jahres dich wieder darauf zu besinnen. Gerade als CEO und Unternehmer sollten Sie auch die Möglichkeit für Sparring nutzen und das was Sie sich überlegt haben von jemandem, dessen Meinung sie schätzen, challengen lassen.

Am Ende der Jahreszielklausur entsteht eine neue Klarheit und der neu gewonnene Fokus hilft die Energie zu bündeln, um einige wenige Dinge wirklich erfolgreich voranzubringen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Spaß bei Ihrer Jahreszielklausur und hoffe Sie freuen sich jetzt bereits genauso darauf, wie ich auf meine 🙂

Benjamin Ruppel